Juli 2023: Im 5200 Seelen grossen Uhrmacherdorf Saint-Imier im Berner Jura strömen mehr als 4000 Anarchistinnen und Anarchisten aus 82 Ländern und allen sozialen Klassen und Generationen zusammen, um der Geburtsstunde der Ersten Soziallibertären Arbeiter-Internationale von 1872 zu gedenken. Das aussergewöhnliche, höchst eindrucksvolle Treffen fand in der europäischen Öffentlichkeit kaum Beachtung.
NIEDERLAGE. Ein Blick zurück. Am 28. September 1864 fand in der Saint Martin’s Hall in London der erste Kongress der Ersten Arbeiter-Internationale statt. Generalsekretär wurde ein deutscher Emigrant: Karl Marx. Die Erste Internationale sollte auf der ganzen Welt schon bestehende Gewerkschaften, Arbeitervereine und Konsumgenossenschaften vereinen im Kampf für die Eroberung der Macht im bürgerlichen Staat.
Die Erste Internationale zerbrach an der Pariser Kommune. Von März bis Mai 1871 erhob sich das Volk von Paris … und wurde von den preussischen und französischen Soldaten im Blut ertränkt.
Die tiefe Hoffnung des soziallibertären Sozialismus lebt.
GEGENSÄTZE. Aus dieser fürchterlichen Niederlage zogen die zwei dominierenden Männer der Ersten Internationale zwei gegensätzliche Konsequenzen. Karl Marx gründete die Zweite Internationale. Michael Bakunin, der russische Aristokrat aus Prjamuchino, gründete zusammen mit seinen Genossen James Guillaume, Adhémar Schwitzguébel und Pjotr Kropotkin im Uhrmacherdorf, wo unter den unabhängigen, kultivierten, freiheitsliebenden Uhrmachern die anarchistischen Ideen stark verankert waren, die Erste Anarchistische Internationale. Sie brach radikal mit Marx und seiner Diktatur des Proletariats.
Bakunins Wirken hat weltgeschichtliche Bedeutung. Man liest ihn heute noch mit tiefer Emotion. Bakunin liegt seit 1876 auf dem Bremgartenfriedhof in Bern begraben. Sein Grab ist jeden Tag mit neuen Blumen geschmückt.
HOFFNUNG. Ich zitiere die Gründungsakte der Ersten Anarchistischen Internationale:
«In der Überzeugung, dass jede politische Organisation nichts anderes kann als die Organisation der Unterwerfung unter die Herrschaft von Klassen und die Unfreiheit der Massen und dass das Proletariat, wenn es sich der politischen Macht bemächtigen würde, selbst zu einer herrschenden und ausbeuterischen Klasse würde.
Der Kongress von Saint-Imier erklärt:
1. Die Zerstörung jeder politischen Macht ist die erste Pflicht des Proletariats.
2. Jede Organisation einer sogenannt provisorischen und revolutionären Gewalt zur angeblichen Zerstörung dieser Macht ist nichts mehr als eine Irreführung und ist gefährlicher für das Proletariat als alle heute bestehenden Regierungen.
3. Für die Schaffung der sozialen Revolution muss jeder Kompromiss zurückgewiesen werden. Die Proletarier aller Länder müssen die Solidarität der revolutionären Aktion errichten.»
Der Platz fehlt mir für weitere Zitate aus dieser Kongressakte vom 22. Juli 1872. Nur so viel: Der Grundgedanke heisst freiwillig errichtete Föderation. Von jedem nach seinen Fähigkeiten, für jeden nach seinen Bedürfnissen.
Sozialismus, Selbstbefreiung und Selbstorganisation der arbeitenden Menschen werden von den Massenmedien der herrschenden Klassen mit Ironie behandelt. Als Utopie bezeichnet – wenn nicht diffamiert. Das überwältigende Treffen vom Juli 2023 zeigt, dass die tiefe Hoffnung des soziallibertären Sozialismus lebt.
Jean Ziegler ist Soziologe, Vizepräsident des beratenden Ausschusses des Uno-Menschenrechtsrates und Autor. Sein 2020 im Verlag Bertelsmann (München) erschienenes Buch Die Schande Europas. Von Flüchtlingen und Menschenrechten kam im Frühling 2022 als Taschenbuch mit einem neuen, stark erweiterten Vorwort heraus.
Termine für den Zeitraum Dezember 2023 bis April 2024
Schwere Niederlage für Regierung und kanadisches Unternehmen. Oberster Gerichtshof gibt Klagen recht und erklärt Minenabkommen für verfassungswidrig. Über einen Monat hatten Tausende im ganzen Land gegen das am 20. Oktober beschlossene Gesetz mit Streiks, Demonstrationen und Straßenblockaden protestiert. Amerika21
US-Präsident Joe Biden ist anlässlich des ersten Gipfels der "Amerikanischen Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand" (Apep) mit Vertreter:innen von elf lateinamerikanischen Ländern im Weißen Haus zusammengetroffen. Bei der von der Apep angestrebten regionalen Integration gehe es den USA unter anderem darum, dem Einfluss von China in Lateinamerika entgegenzuwirken, schreibt die Zeitung Politico.
Bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen haben am 2. November 187 Staaten für die Resolution zur Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba gestimmt. Nur zwei Staaten stimmten gegen die Resolution (USA, Israel), und einer enthielt sich (Ukraine). Damit wurden die USA seit 1992 zum 31.Mal zur Einhaltung der UN-Charta und des internationalen Rechts aufgefordert.
Die Initiative Brasiliens, das derzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat innehat, wurde am Dienstag von zwölf der 15 Ratsmitglieder bei zwei Enthaltungen (Russland und GB) unterstützt, während die USA ihr Veto einlegten. Die Resolution forderte eine humanitäre Waffenruhe, und "die kontinuierliche, ausreichende und ungehinderte Versorgung der Zivilbevölkerung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht".
Das Interview erschien in Telepolis in Kooperation mit dem US-Medium Democracy Now. Hier geht es zum Original.
Senatoren und Kongressabgeordnete bringen gemeinsame Resolution ein. Dokumente belegen auch britische Unterstützung für die Putschisten.
Neue Recherchen haben die Rolle deutscher Nazis beim Putsch von General Pinochet gegen die Regierung von Salvador Allende am 11. September 1973 bekannt gemacht.
Der kolumbianische Präsident Petro hat sich während eines Staatsbesuchs in Spanien für ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine ausgesprochen. "In Lateinamerika nehmen Armut und Hunger zu, weil die Lebensmittelpreise steigen", so der Linkspolitiker.
Die brasilianische Agentur für Export- und Investitionsförderung hat den Beginn des Handels zwischen China und Brasilien in ihren lokalen Währungen Yuan und Real bekannt gegeben. Der US-Dollar ist damit als Zahlungsmittel ausgeschlossen.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat das Ersuchen der deutschen Regierung abgelehnt, Panzermunition in die Ukraine zu liefern.
Der Brigadegeneral a. D. Erich Vad kritisiert die aktuelle Kriegsrhetorik in der Diskussion um Waffenlieferungen an die Ukraine. Priorität solle haben, dass möglichst schnell ein Waffen-stillstand eintrete.
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