Leverkusener Agrochemieriese schließt Standort in Frankfurt am Main. Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie stimmt zu.
Die Ansage war deutlich: „Wir werden den Standort nicht aufgeben und kämpfen für die Rechte der Kolleginnen und Kollegen“, hatte die Bayer-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Heike Hausfeld unmittelbar nach Bekanntgabe der Schließungspläne des Leverkusener Multis am 12. Mai erklärt. Am 1. Juli gingen dann noch einmal rund 400 Beschäftigte für den Erhalt der Agrochemie-Niederlassung in Frankfurt am Main auf die Straße. Aber schließlich knickte die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie ein, berichtete die Frankfurter Rundschau am Freitag. Gegen die Zusicherung einer Bestandsgarantie für alle anderen deutschen Werke bis 2030 sowie Unterstützungsmaßnahmen für die Betroffenen stimmte sie der Abwicklung zu. „Uns geht es darum, faire, sichere und tragfähige Perspektiven für alle zu schaffen – und das ist uns mit den Eckpunkten zur Gemeinsamen Erklärung gelungen“, erklärte der Hauptvorstand der IG BCE fest.
So kommt es dann in Frankfurt zu „sozialverträglichen Personalanpassungen“, hieß es aus der BAYER-Zentrale, in der Größenordnung von 500 Stellen sowie zur Vernichtung von 200 Arbeitsplätzen in Dormagen. Der Konzern macht für die „Optimierung des Produktionsnetzwerks“ und die „Straffung des Produkt-Portfolios“ hauptsächlich die wachsende Konkurrenz durch billigere Ackergifte aus China verantwortlich. „In den vergangenen Jahren haben Hersteller von Pflanzenschutzmittel-Generika (Nachahmerprodukte nach Ablauf der Patentfrist, Anm. jW) in Asien große Überkapazitäten aufgebaut. Sie drängen mit bleibenden Niedrigstpreisen in den Markt, die teilweise unter den Herstellungskosten von Pflanzenschutzmitteln in Europa liegen“, sagte jüngst Bayer-Chef Bill Anderson. Überdies führte er die gestiegenen regulatorischen Ansprüche bei der Genehmigung neuer Mittel und das härtere Vorgehen gegen gesundheitsschädliche alte Mittel als Gründe für den Schritt an.
Dabei bilden Frankfurt und Dormagen nur den Auftakt eines umfassenden Rationalisierungsprogramms. Im Zuge der Vorstellung der Geschäftszahlen für das 1. Quartal präsentierte der Global Player seinen Investoren einen Fünfjahresplan, der bis zum Jahr 2030 für 3,5 Milliarden Euro mehr Umsatz und 1,5 Milliarden Euro mehr Gewinn mit Glyphosat & Co. sorgen soll.
Im Pestizidbereich rechnet er mittelfristig nicht mit einem Nachlassen des Preisdrucks. Darum beabsichtigt der Agro-Riese jetzt, statt Massenware mehr innovative Produkte herzustellen: „Innovation ist der Schlüssel“. Das Einspar-Potenzial durch die damit verbundenen Deinvestitionen bezifferte er auf bis 500 Millionen Euro.
Konkurrenten wie Syngenta oder BASF stehen vor ähnlichen Problemen. Die BASF machte bereits 2024 ein Werk im Frankfurter Industriepark dicht und visiert für ihren Agrar-Sektor einen Börsengang an. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren sieht trotzdem aber auch den Bayer-Vorstand selbst in der Verantwortung. Nach Ansicht der konzern-kritischen Initiative aus Düsseldorf hat der Agro-Riese viel zu sehr auf den von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuften Milliardenseller Glyphosat gebaut. Darüber vernachlässigte er die Forschung nach anderen, womöglich sogar weniger gefährlichen Wirkstoffen, die nach gelungener Markteinführung aufgrund des Patentschutzes Gewinn-Garanten gewesen wären. Stattdessen floss ein Großteil des Geldes der Agrarsparte in die neue und die alte Gentechnik. „Wie immer bei Bayer müssen die Beschäftigten für Management-Fehler büßen“, resümiert die CBG.
Dankend übernommen mit Unterstützung vom Autor Jan Pehrke und
Termine für den Zeitraum Oktober 2025 bis Februar 2026
Niedriglohn, Rassismus und Outsourcing, die CMF-Beschäftigtern streiken. Die Charité Facility Management (CFM) ist ein Tochterunternehmen der Charité. Dort werden Arbeiten wie die Reinigung, die Sterilisierung, die Logistik und auch die Technik ausgelagert. Die meisten Beschäftigten sind migrantisch, sind Frauen und müssen in vielen Fällen mehrere Kinder versorgen.... Gewerkschaftsforum Berlin
„Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon. Er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wie möglich zum Verschwinden bringen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalttat und die leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich scheint mir der Krieg …“.
Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein das heißt, müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Dummheit, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos… Kriegsmüde hat man immer zu sein, d.h. nicht nachdem, sondern ehe man einen Krieg begonnen hat. Aus Kriegsmüdigkeit werde der Krieg nicht beendet, sondern unterlassen…
Karl Kraus, 1918
Das Interview erschien in Telepolis in Kooperation mit dem US-Medium Democracy Now. Hier geht es zum Original.
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