Das 20. Jahrhundert hat uns gelehrt, wie sich die klassischen Faschismen die Angst der Menschen zunutze machten, interne Feinde schufen und mittels Propaganda gesellschaftliche Einmütigkeit herstellten. Heute tauchen diese Methoden in einem anderen Feld wieder auf: auf digitalen Plattformen, in Algorithmen und in Beratungsunternehmen, die Empörung in politisches Kapital umwandeln. Anstelle von Massenkundgebungen auf Plätzen entfaltet sich die Informationsflut in sozialen Netzwerken mit Mikroinhalten, Bots und Marketingmaßnahmen, die die Logik von Goebbels in einer segmentierten und individualisierten virtuellen Form reproduzieren.
Die Organisationen, die diesen Prozess vorantreiben, haben Namen. Die International Democracy Union (IDU) mit Sitz in Europa und Ablegern in mehr als sechzig Ländern koordiniert Parteien und politische Führungskräfte. In Lateinamerika ist die Vereinigung lateinamerikanischer Parteien (Unión de Partidos Latinoamericanos, UPLA) aktiv. Sie verwandelt globale Agenden in lokale Kampagnen. Hinter diesen Organisationen steht das in den Vereinigten Staaten gegründete Atlas Network mit mehr als 500 angeschlossenen Think Tanks, die Ressourcen, Trainings und Finanzmittel bereitstellen. Diese Strukturen stützen sich auf Gelder von Unternehmen, ideologisch motivierten Philanthropen und Foren wie der Conservative Political Action Conference (CPAC), die von Brasilien bis Mexiko Kulturkampf-Repertoires und Destabilisierungsstrategien verbreiten.
Dieses Räderwerk lässt sich in Argentinien erkennen. Die in Rosario ansässige Stiftung Freiheit (Fundación Libertad) fungiert als lokaler Knotenpunkt des Atlas Network und hat enge Beziehungen zu ehemaligen Präsidenten, regionalen Rechtspolitikern und aktuellen Regierungsbeamten geknüpft. Ihr Einfluss verbindet Marktwirtschaft, religiösen Konservatismus und Mediennetzwerke, die vereinfachte Botschaften unter den Schlagworten "Freiheit" und "Anti-Kaste" verbreiten. Dies ist kein Einzelfall: In Brasilien reproduzieren die Anhänger von Jair Bolsonaro digitale Überflutungstechniken, die den Putschversuch im Januar 2023 legitimierten. In Chile finden radikale rechte Kandidaturen in Gerichtsverfahren und Kommunikationskampagnen Unterstützung. In Ecuador und Bolivien zeigen Amtsenthebungsverfahren und politische Verfolgung die Kombination aus Lawfare und offener Gewalt.
Das Muster wiederholt sich: Anführerkult, ein erklärter Feind, flexible Partei-Bewegung, Militarisierung der öffentlichen Ordnung und Informationszensur. Gestern waren es Schwarzhemden oder Kundgebungen in Nürnberg, heute sind es Influencer, Bot-Farmen und Algorithmen, die die Illusion von Einstimmigkeit erzeugen. Der Schlüssel ist derselbe: reale Missstände (Unsicherheit, Prekarität, Ungleichheit) in politische Legitimität für die Umsetzung autoritärer Projekte umzumünzen.
Neofaschistische Netzwerke wirken sich auf das soziale Gefüge aus: Sie führen zu Hyperfragmentierung, Misstrauen und digitaler Isolation. Die Informationsüberflutung untergräbt die Fähigkeit, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, und schwächt die kollektiven Bindungen, die das demokratische Leben stützen. Darüber hinaus verlagert die Übernahme des Nationalstaats durch globale Plattformen und Konzerne Entscheidungen außerhalb der Reichweite der Bürger. Was als "mehr Freiheit" dargestellt wird, ist in der Praxis eine Aushöhlung demokratischer Vermittlungsinstanzen zugunsten von Eliten, die wir als die neue Finanz- und Technologiearistokratie bezeichnen. ...
https://amerika21.de/analyse/277205/digitale-neofaschismen-lateinamerika
Termine für den Zeitraum Dezember 2025 bis April 2026
Dezember 2025
Beendet
Am 5.12 soll ein bundesweiter Schulstreik gegen das in dieser Woche im Bundestag diskutierte „Gesetz zur Wehrdienstmodernisierung“ stattfinden.
Beendet
Marx in 7 Stunden - Crashkurs Kritik der politischen Ökonomie
Luxemburg Stiftung
März 2026
Der nächste Schulstreik gegen Wehrdienst und Millitarisierung
05.03.2026
bundesweit

Die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. in Tübingen hat eine Handlungshilfe für Betriebsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute veröffentlicht:

Arbeitsplätze in der Rüstungsin-dustrie sind unsicherer als in vielen anderen Branchen. Die Nachfrage ist von politischen Entscheidungen abhängig – internationale Entspannung kann zu einem Rückgang der Nachfrage und zu Arbeitsplatzverlusten führen. Viele Angestellte wollen, dass ihr Beruf auch privat hohes Ansehen hat; was schwer möglich ist bei einer Branche, die davon lebt, dass kein Frieden herrscht.
„Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon. Er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wie möglich zum Verschwinden bringen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalttat und die leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich scheint mir der Krieg …“.
Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein das heißt, müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Dummheit, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos… Kriegsmüde hat man immer zu sein, d.h. nicht nachdem, sondern ehe man einen Krieg begonnen hat. Aus Kriegsmüdigkeit werde der Krieg nicht beendet, sondern unterlassen…
Karl Kraus, 1918
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