ARBEITSKONFLIKT MIT NESTLÉ IN KOLUMBIEN UND HUNGERSTREIK: MITGLIED DER LEBENSMITTELGEWERKSCHAFT SINALTRAINAL ERMORDET
Am Samstag, den 9. November, wurde in der Stadt Bugalagrande um 20:30 OSCAR LÓPEZ TRIVIÑO (s. Foto) mit 4 Schüssen ermordet. Er war seit 25 Jahren Arbeiter bei NESTLÉ und Mitglied der Lebensmittelgewerkschaft SINALTRAINAL.
Zu den Vorfällen
Seit einigen Tagen führen Gewerkschafter von SINALTRAINAL in Bugalagrande einen Hungerstreik gegen die Firma NESTLÉ durch. Sie fordern die Einhaltung der Tarifverträge für die Beschäftigten, und dass die Hetze gegen die Gewerkschaft eingestellt wird. Dieser Streik begann am 10. Oktober und wurde aufgrund von Drohungen gegen die Gewerkschaft unterbrochen, jedoch am 5. November wieder aufgenommen.
Die Drohungen
Wie schon in der Vergangenheit ließen die Drohungen der Paramilitärs nicht auf sich warten: Am Freitag, dem 8. November um 16:42 Uhr, wurde eine SMS vom Handy mit der Nummer 3145550150 an die Gewerkschaftsaktivisten JOSE ONOFRE ESQUIVEL und ALVARO VARELA PÉREZ abgeschickt. Sie enthielt folgenden Wortlaut: „Guerilleros Hurensöhne die ihr NESTLÉ belästigt es gibt kein Pardon wir zerstückeln euch Tod allen Kommunisten von SINALTRAINAL Urabeños“ .
Am 28. April 2013 hatten eine andere Gruppe Paramilitärs die folgende Drohung ausgesprochen: „Vernichtungserklärung. Guerilleros Missgeburten, Hurensöhne macht weiter damit, euch in SINALTRAINAL dem ideologischen Arm der Subversion zu tarnen. Die Proteste in der Firma NESTLÉ in Bugalagrande teilen wir nicht wie auch nicht die schlechte Behandlung der Firmenchefs und die konstante Verleumdung einer guten Firma die soziale Entwicklung bietet… von den Urbanen Kommandos der Rastrojos“.
Reaktionen
Wie auch in der Vergangenheit machte SINALTRAINAL die Vorfälle bei den kolumbianischen Behörden, insbesondere beim Generalstaatsanwalt bekannt. Die Gewerkschaft forderte, dass die Vorfälle untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Weiterhin wurden vom kolumbianischen Staat der notwendige Schutz und Sicherheitsgarantien für alle Gewerkschaftsmitglieder von SINALTRAINAL, die bei NESTLÉ arbeiten, gefordert, insbesondere für die aktiv am Hungerstreik beteiligten.
Angesichts des möglichen Hungerstreiks wies Nestlé wie in der Vergangenheit alle Vorwürfe zurück und veröffentlichte am 31. Oktober 2013 das Schreiben „NESTLÉ !letzte Stunde!“. Hierin wandte sich der Präsident von NESTLÉ KOLUMBIEN MANUEL ANDRÉS KORNPROBST an SINALTRAINAL und verurteilte gewaltsame Demonstrationen und Aktionen, wie sie im Laufe der anstehende Proteste von SINALTRAINAL gegen den guten Namen der Firma und die Qualität der Produkte geplant würden. Die Aktivitäten, auf die sich die Firma bezieht, ist der Hungerstreik, den die Arbeiter vor der Fabrik von Nestlé in Bugalagrande aktuell durchführen.
Solidarität mit den Gewerkschaftern und Vorschlag für einen Dialog
Die „Organisation der NESTLÉ Arbeiter aus Lateinamerika und der Karibikregion“ und viele andere Organisationen haben öffentlich ihre Solidarität mit dem Gewerkschaftskampf der NESTLÉ Arbeiter in Kolumbien bekundet. Sie bitten, dass sowohl die kolumbianische Regierung wie auch die Firma NESTLÉ alles Nötige unternehmen möge, um mit SINALTRAINAL in einen Dialog zu treten und ausgehandelte Vereinbarungen zu respektieren.
In der Schweiz hat die Menschenrechtsorganisation MULTIWATCH in einem Brief an den Vorstandsvorsitzenden PAUL BULCKE gefordert, dass NESTLÉ KOLUMBIEN unverzüglich in Verhandlungen mit SINALTRAINAL treten soll, dass die im letzten Jahr getroffenen Vereinbarungen vollständig einzuhalten sind, und dass damit aufgehört werden muss, SINALTRAINAL zu de-legitimieren und zu diffamieren, weil das die Gewerkschafter in Gefahr bringt. Diesem Aufruf haben sich viele Menschen angeschlossen.
Außerdem haben 20 schweizerische Parlamentarier einen Brief an PAUL BULCKE veröffentlicht, in dem sie die Forderungen von MULTIWATCH unterstützen und fordern, unverzüglich Gespräche mit SINALTRAINAL aufzunehmen, um die Sicherheit von Gewerkschaftern und Gewerkschafterinnen zu garantieren.
Es kann nicht sein, dass wie im Fall von LUCIANO ROMERO und anderer Gewerkschafter, die sich für die Arbeitsrechte in Kolumbien eingesetzt haben, diese ihr Engagement mit dem Leben bezahlen müssen.
Die Vorfälle müssen umgehend vorbehaltlos aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Eine verantwortungsvolle Haltung, offen für den Dialog und der Respekt für die Arbeiterklasse und die Gemeinden würde viel helfen, um diese traurigen Vorfälle zu verhindern.
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