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Gewerkschaftsinternationale zum Streik in Südafrika
04.10.2012 | 21:20 Uhr

IndustriALL zum Massaker an südafrikanischen Minenarbeitern

«IndustriALL verurteilt wilde Morde bei der Lonmin-Mine in Südafrika», so kommentierte der neu gegründete internationale Dachverband der Industriegewerkschaften den blutigen Arbeitskonflikt in der Platinmine in Marikana. In der als Solidaritätserklärung ausgegebenen Stellungnahme werden die Morde an den streikenden Arbeitern bedauert, gleichzeitig aber auch ziemlich abstruse Behauptungen über die Gründe des Ausstands aufgestellt.

IndustriALL übernimmt die Sichtweise der Bergarbeitergewerkschaft NUM, die sich als Opfer einer Verschwörung des Minenbetreibers mit einer angeblich gelben Gewerkschaft sieht. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Die angeblich gelbe Gewerkschaft ist die AMCU. Ihre Gründung war das Ergebnis eines Streiks der Bergarbeiter von Douglas, der ältesten Kohlenmine Südafrikas, aus Protest gegen die Entlassung ihres örtlichen Gewerkschaftssekretärs Joseph Mathunjwa, die Mine wurde mehr als zehn Tage besetzt. Mathunjwa wurde wieder eingestellt, musste sich aber einem Disziplinarverfahren der NUM unterwerfen, bei dem ihm niemand ein Verschulden nachweisen konnte.

Der in seiner Belegschaft sehr angesehene Gewerkschafter verließ die daraufhin NUM und setzte sich in der Folge mit Erfolg für eine Verbesserung der sozialen Standards im Unternehmen ein. Auf einer Massenversammlung trat die gesamte Belegschaft aus Unzufriedenheit über die Politik der NUM aus der Gewerkschaft aus und entschloss sich, die AMCU zu gründen, die in der Folgezeit ihre Organisation auch auf andere Minen ausweitete. Bei Lonmin ist sie als Gewerkschaft anerkannt, und beim zweitgrößten Platinförderer Impala repräsentiert sie nach eigenen Angaben die Hälfte der 20.000 Bergarbeiter.

Die AMCU unterstützte die Kämpfe der Kumpel bei Lonmin, die eine eigene Verhandlungsdelegation gewählt hatten, weil sie den Funktionären der NUM nicht mehr vertrauten. Dafür haben sie leider gute Gründe. Die NUM hat nicht offen protestiert, als die Justiz Opfer zu Tätern machen wollte, statt die Mörder in Uniform vor Gericht zu stellen, sondern den Kollegen der Ermordeten die Verantwortung für das Polizeimassaker zugeschoben.

Wie wenig «gelb» die Aktion der Kumpel und ihre Unterstützung durch die AMCU und andere gewerkschaftlichen Neugründungen sind, lässt sich schon an der Reaktion von Lonmin selbst ablesen. Das Management drängt darauf, dass sich die Arbeiter zukünftig wieder durch die Gewerkschaft – hier ist vor allem die NUM gemeint – vertreten lassen. Denn es geht die Angst um, dass andere Belegschaften sich an dem jetzt erzielten Erfolg – es gibt immerhin 22% mehr Lohn – orientieren. «Womöglich haben viele Arbeiter aus dem Fall Marikana den Schluss gezogen, dass mit wilden Streiks mehr rauszuholen ist als mit Hilfe der Gewerkschaften» (SZ).


Jochen Gester

Link:  SOZ

 
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