Proteste gegen Vertuschung der Ursachen des Eisenbahnunfalls in Griechenland

25.02.2025

Mit zahlreichen Kundgebungen beteiligen sich die griechischen Vereine in Deutschland an den Protesten gegen die Regierung Mitsotakis.

Die griechische Bevölkerung verlangt Gerechtigkeit und Aufklärung über das Zugunglück von Tempi in Mittelgriechenland, bei dem am 28. Februar 2023 bei der Kollision eines Intercity mit einem Güterzug 57 vorwiegend junge Menschen starben. Mittlerweile sind in Griechenland am Jahrestag des Unfalls weit über 200 Protestversammlungen von Α wie Agia Anna bis Ω wie Oropos gelant, international über 70 von Aarhus bis Zürich. Die Forderung nach Aufklärung des Verbrechens und Bestrafung der Verantwortlichen geht quer durch die griechische Bevölkerung.

In Deutschland sind Kundgebungen u.a. in Hamburg, Berlin, München, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Wuppertal, Stuttgart, Bonn, Köln, Dortmund, Karlsruhe, Leipzig und Nürnberg geplant.

Es geht hier nicht nur um die Folgen der Austeritäts- und Privatisierungspolitik für die Sicherheit im Schienenverkehr, sondern auch um die Vertuschung der Ursachen der Katastrophe von Tempi. Die meisten der Opfer kamen nicht bei dem Zusammenstoß der Züge, sondern infolge der Explosion einer illegalen Fracht von Lösungsmitteln (Xylol und Toluol) ums Leben. Mit Lösungsmitteln wird in Griechenland traditionell Benzin gepanscht, die Vermutungen gehen aber dahin, dass es sich bei diesen Transporten um Lieferungen an kriegführende Staaten handelt.

Da die Regierung Mitsotakis 2019 die Athenisch-Mazedonische Presseagentur der Staatskanzlei unterstellt hat, ist die Berichterstattung insbesondere im deutschsprachigen Raum bislang überschaubar.

Im EU-Parlament ist der Antrag für eine Diskussion der Umstände des Zugunfalls von Tempi mit den Stimmen der Europäischen Volkspartei, der Liberalen und der Postfaschisten abgelehnt worden.

In Griechenland überschlagen sich unterdessen die Ereignisse, nachdem der Sohn der Untersuchungsrichterin der zuständigen Staatsanwaltschaft Larisa, Sofia Apostolaki, tot aufgefunden wurde. Apostolaki hat in einer Stellungnahme indirekt Regierungschef Mitsotakis für den mutmaßlichen Mord an ihrem Sohn verantwortlich gemacht.

https://www.ekathimerini.com/news/1262523/kalogirous-parents-allege-abduction-and-murder-in-sons-death/

Die Regierung steht nun mit dem Rücken zur Wand und zeichnet für den 28. Februar, dem Tag der meisten Kundgebungen (der Unfall ereignete sich am 28.2.2023 spät abends), ein Szenario mit Ausschreitungen und Toten an die Wand.

 

Nähere Einzelheiten zur Katastrophe von Tempi in meinem Beitrag in Lunapark 21:

https://www.lunapark21.net/protestwelle-in-griechenland-zwei-jahre-nach-zugunglueck-von-tempi/

 

Weitere Veröffenlichungen

https://vreme.com/de/svet/protesti-u-grckoj-nemam-kiseonika/

https://arbeiterpolitik.de/2025/01/jedes-neue-detail-ueber-das-zugunglueck-in-tempi-heizt-die-stimmung-weiter-aufdie-groessten-kundgebungen-in-griechenland-seit-2012/

https://www.wsws.org/de/articles/2025/02/17/kdgg-f17.html

 

Berichterstattung der Athener Griechenland-Zeitung

https://www.griechenland.net/nachrichten/politik/35883-neues-material-f%C3%BCr-die-untersuchung-eines-zugungl%C3%BCcks-in-griechenland

https://www.griechenland.net/nachrichten/chronik/35924-leichenfund-bei-larissa-wirft-fragen-auf-zusammenhang-mit-bahnungl%C3%BCck-bei-tempi

 

Die Liste mit Städten, in denen Proteste stattfinden

https://docs.google.com/spreadsheets/u/1/d/e/2PACX-1vSOkKO5GRFwHvfZR2umTkGB5STJ_KMgbHgIsrDOWufDW76-Kiv1N0bH3lGogAiwk3YuNtvvKgZYRK9j/pubhtml?gid=0&single=true

 

Die Website des Vereins der Opfer und Hinterbliebenen "Tempi23";

https://tempi2023.gr/

 

Noch eine Hintergrundinformation zu den kriminellen Transporten:

Der griechische Zoll hat in den letzten Jahren immer wieder illegal transportiertes Lösungsmittel beschlagnahmt, u.a. 25.000 Liter im Januar 2023 an der bulgarischen Grenze bei Serres. Teilweise wurden diese Ladungen vernichtet, in Fall von Serres angeblich an eine Firma, die Lacke produziert, versteigert.

Es geht also um illegale Geschäfte im industriellen Maßstab.

Für das Jahr 2022 gibt der Zoll eine Menge von 110.000 Litern beschlagnahmter Lösungsmittel an

https://www.hellenicparliament.gr/UserFiles/c8827c35-4399-4fbb-8ea6-aebdc768f4f7/12419129.pdf

Im Jahr 2023 wurden allein in Patras 500.000 Liter Lösungsmittel beschlagnahmt

https://www.taxheaven.gr/news/63999/ta-apotelesmata-twn-telwneiakwn-elegxwn-gia-to-tetramhno-apo-thn-aade

Lösungsmittel fallen bei der Herstellung von Benzin an. Sie dürfen Treibstoffen nicht beigemischt werden, weil sie krebserregend sind und die Motoren schädigen. Die Zahl der für die Produktion in Frage kommenden Unternehmen ist überschaubar. Raffinerien gibt es in Thessaloniki (der Hellenic Petrolium) und im bulgarischen Burgas (der russischen Lukoil)

https://www.euractiv.de/section/europa-kompakt/news/bulgarien-kasachisches-unternehmen-bietet-milliarde-fuer-russische-raffinerie/

 

Eine Studie von Dimitris Mardas, Aristotelios Universität Thessaloniki, über illegalen Handel mit flüssigen Brennstoffen aus dem Jahr 2015

https://www.taxheaven.gr/news/21941/apokalyptikh-ekoesh-pws-ginetai-to-laoremporio-sta-kaysima-epikairopoihmenh-meleth-gia-to-laoremporio-kaysimwn

 

Über die Geschäftspraktiken griechischer Reedereien finden Sie hier Informationen:

https://www.theguardian.com/world/2025/feb/04/us-and-european-shipowners-sold-230-ageing-tankers-to-russian-shadow-fleet

https://taz.de/Superreiche-in-Griechenland/!5899553/

https://www.sopos.org/aufsaetze/4f13fa2825588/1.phtml.html#o11

 

 

Pressemitteilung von gregor kritidis

 

-- Dr. Gregor Kritidis, Hannover
 
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