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Digitale Selbstverteidigung
09.09.2013 | 20:41 Uhr

Wir brauchen digitale Selbstverteidigung. Viele haben schon lange befürchtet, dass im Internet mehr über uns bekannt wird, als uns lieb ist. Nun haben wir erschreckende Gewissheit. Der PRISM-Abhörskandal zeigt, dass Google, Facebook, Yahoo, Apple, Microsoft und viele andere private Daten der Nutzerinnen und Nutzer bereitwillig an den amerikanischen Geheimdienst NSA weitergeben. Wir werden unter Generalverdacht gestellt.

Viele Menschen befällt ein Gefühl des Ekels, wenn in ihre Wohnung eingebrochen wird. Vollkommen zu Recht. Ein Einbruch in unsere digitale Privatsphäre und intimsten Gedanken ist nicht unmittelbar wahrnehmbar und wird somit eher verdrängt. Gegen das Gefühl der Ohnmacht können Sie etwas tun. Hier klären wir Sie auf, wie.

Benutzen Sie ein sicheres E-Mail-Postfach, nutzen Sie kleine, europäische Anbieter wie etwa posteo.de.
Verwalten Sie Ihre Mails nicht im Browser, sondern installieren Sie auf Ihrem Rechner ein E-Mail-Programm wie zum Beispiel Thunderbird.
Verschlüsseln Sie Ihre E-Mails. Wie das geht, haben wir schon in den 1990er Jahren mit dem ersten deutschsprachigen PGP-Handbuch erklärt. In der Zwischenzeit ist es sogar noch einfacher geworden. Eine zweite einfache Anleitung.
Chatten Sie nicht über Facebook oder WhatsApp, sondern benutzen Sie freie dezentrale Dienste, wie Jabber (XMPP) – auf Ihrem PC und auch auf Ihrem Mobilgerät. Am besten mit OTR-Verschlüsselung.

Suchmaschinen

Es gibt nicht nur Google. Viele andere Suchmaschinen gehen mit Ihren Daten umsichtiger um. Probieren Sie statt Google einmal ixquick/startpage, DuckDuckGo, metager.de, yandex.com oder tineye.com.
Statt auf Google Maps können Sie sich auf openstreetmap.org orientieren.

Anonym und sicher surfen

Achten Sie beim Surfen darauf, dass hinter dem „http“ in der Adresszeile immer ein „s“ steht. Schreiben Sie es bei Bedarf dazu: „https“. Dann kann niemand unterwegs Ihre Daten mitschnüffeln – „s“ steht für „secure“, die Verbindung ist verschlüsselt. Mit HTTPS-Everywhere gibt es eine Erweiterung für die Browser Firefox und Chrome/Chromium, die für viele Webseiten automatisch verschlüsselte Verbindungen herstellt. Streng genommen müsste man bei jeder verschlüsselten Verbindung auch die dafür verwendeten SSL-Zertifikate genau prüfen – das ist gar nicht so einfach, aber auch dafür gibt es Hilfe.
Schauen Sie sich an, wie viele Websites Ihnen hinterherschnüffeln. Installieren Sie Ghostery in Ihrem Browser. Das zeigt Ihnen bei jeder Internetseite an, wer daran interessiert ist, dass Sie dort surfen. Und blockiert gleich noch Ihre Erfassung in den großen Datenbanken, wie Google Analytics oder durch Facebooks Like-Schaltflächen. [Aktualisierung:] Es kam vereinzelt zu Kritik an Ghostery. Alternativ können Sie auch die quelloffene Software disconnect verwenden, die die gleichen Funktionen erfüllt
Sind Sie über Ihren Browser wiedererkennbar? Testen Sie Ihren Browserfingerabdruck. Ist er einzigartig, können Sie leicht wiedererkannt werden.
Deaktivieren Sie Cookies, wenn Sie darauf verzichten möchten. Verbieten Sie in jedem Fall, dass Cookies „von Drittanbietern“ akzeptiert werden.
Blockieren Sie Werbung, da Werbeanzeigen Ihre Daten ausspionieren.
Nutzen Sie das Anonymisierungsnetzwerk Tor. Sie können sich die benötigte Software kostenlos beim Tor-Projekt herunterladen. Ist Ihnen die Installation zu umständlich, können Sie bei uns einen Privacy Dongle kaufen, auf dem die Software bereits installiert ist. Digitalcourage betreibt übrigens auch einen Exit-Node für das Tor-Netzwerk.

Digitale Mündigkeit

Hinterfragen Sie Ihre digitalen Handlungen. Stellen Sie sich immer die Frage: Wenn ich das jetzt mache, wer hat außer mir einen Nutzen davon? Möchte ich das wirklich? Und warum ist das so schwer zu erkennen?
Nutzen Sie möglichst wenige kostenfreie Dienste. Machen Sie sich stets bewusst, dass Sie hier in einer anderen Währung bezahlen: Mit Ihren Daten und Ihrer Freiheit.
Behalten Sie die Kontrolle über Ihre Daten. Speichern Sie auf eigene Datenträger, Ihre Festplatte oder Ihrem Heimserver, statt in der „Cloud“.
Nutzen Sie freie Software, deren Quellcode offen ist und von vielen Menschen geprüft werden kann. Zum Beispiel ein Linux-Betriebssystem wie Ubuntu statt Apple oder Windows, LibreOffice statt Microsoft Office, Firefox statt Internet Explorer, Thunderbird statt Outlook.
Seien Sie immer vorsichtig: Hunderprozentige Sicherheit wird es nie geben.



Link:  Digitalcourage

 
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