:: BaSo News ::

Position BaSo zu den Fragen für die Tagung 22.-24.März 2013 in Paris
26.02.2013 | 16:11 Uhr

Position BaSo zu den Fragen für die Tagung 22.-24.März 2013 in ParisPosition BaSo zu den Fragen für die Tagung 22.-24.März 2013 in Paris zum Thema „Alternative Gewerkschaften“ - Aufruf zum alternativen Gewerkschaftstreffen

BaSo Position on the questions for the meeting March 22nd to 24th in Paris; topic: „Alternative Trade Unions“ – A call for the meeting of alternative trade unions

Posición BaSo frente a las preguntas para el encuentro del 22 al 24 de marzo 2013 en París acerca del tema „Sindicatos Alternativos“ – Llamado al encuentro sindical alternativo

Posición BaSo frente a las preguntas para el encuentro del 22 al 24 de marzo 2013 en París acerca del tema „Sindicatos Alternativos“ – Llamado al encuentro sindical alternativo

in den Sprachen deutsch,
englisch, spanisch, italienisch siehe link unten

Die Fragen:

1. Welche Antworten, welche Vorschläge und welche Zukunftsperspektive bietet eine alternative basisorientierte Gewerkschaftsbewegung angesichts der Krise des Kapitalismus?

2. Wie positioniert sich eine solche alternative Gewerkschaft innerhalb einer breiten sozialen Bewegung? Welche Verbindungen bestehen zu gesellschaftlichen Vereinigungen, Kollektiven und Komitees, die sich mit dem Recht auf Wohnung, der Arbeitslosigkeit, prekären Lebensverhältnissen, der Ökologie, gegen gesellschaftliche Diskriminierung und für die Regelung des Aufenthaltsstatus illegal lebender Immigranten einsetzen?

3. Welche Vorschläge gibt es für gemeinsame Kampagnen und Initiativen: z. B. Solidaritätsaktionen, die auf bestimmte Länder abzielen, oder Unterstützung im Kampf für schon bestehende internationale Bewegungen....

4. Geeignete Mittel um im gemeinsamem Kampf weiterzukommen, wie z.B. Websites,übergreifenden Zusammenarbeit in Berufsbranchen, Koordinationsarbeit.....

Antworten:

Zum besseren Verstaendnis der Situation und den Moeglichkeiten in Deutschland moechten wir einige allgemeine Bemerkungen voranstellen.

Es gibt in Deutschland nur 8 grosse Branchengewerkschaften (neben den weniger als 10 unten erwaehnten Berufsgewerkschaften oder christlich orientierten Gewerkschaften), die im DGB-Gewerkschaftsdachverband nach dem „Einheitsgewerkschaftsprinzip“, zusammengeschlossen sind. Dieses Prinzip bedeutet, dass Gewerkschaften nicht nach politischen Orientierungen, sondern „parteiuebergreifend“ konstituiert sind.

Dennoch sind sie organisatorisch, personell und ideologisch stark (in sehr überwiegender Mehrheit – auch an der Basis) der Kapitalismus bejahenden Sozialdemokratischen Partei (SPD) bzw. deren politischem Gedankengut nahestehend. Dies bedeutet eine Ruecksichtnahme auf die Partei, und damit einen starken Verlust der Handlungsfähigkeit (Tarifauseinandersetzungen und Organisierungsfaehigkeit). Des weiteren besteht eine Verbundenheit/Abhängigkeit vieler Linken mit/von dem Gewerkschaftsapparat, auch durch die (berechtigte?) Angst vor der eignen Schwäche, z.B. bezogen auf eine moegliche neue Organisation und der Ueberzeugung, dass die (tatsächlich so nicht mehr existierende) Stärke der DGB-Gewerkschaften noch vorhanden oder wieder herstellbar sei. Auch außerhalb Deutschlands sehen viele den DGB und dessen Einzelgewerkschaften als kraftvolle Organisationen an.

Berufsgruppengewerkschaften, die es in D gibt, wie die GDL (Lokfuehrer) oder Cockpit (Piloten) fuehren im Einzelfall radikale Tarif-Kaempfe, aber vertreten keine politische, gesellschaftliche Alternative.

Das Streikrecht in Deutschland ist rechtlich stark reglementiert und somit auch relativ schwach. Daraus resultiert, dass es nicht sehr häufig erfolgreich wahrgenommen wird. Auf jeden Fall darf ein Streik nur von den etablierten (tariffaehigen) Gewerkschaften ausgerufen werden. Demgegenüber stehen die seltenen, von rechtlicher Seite/dem Staat illegalisierten „wilden Streiks“, die ohne oder gegen den Willen der Gewerkschaftsführung entstehen. Somit entstehen nur selten Kristallisationspunkt für neue, aktive, linke Organisationen/Gewerkschaften

Des weiteren gibt es eine sogenannte Mitbestimmung in Aufsichtsraeten von Aktiongesellschaften und von allen Arbeitnehmern gewaehlte Betriebsräte in Deutschland. Diese Konstellation führte insbesondere in den Großbetrieben der Chemie und der Metallindustrie dazu, dass sich im Laufe der Zeit bei den (führenden) Arbeitnehmervertretern (in Betriebsratsgremien und Gewerkschaften) eine Bereitschaft zu einer kooperativen Partnerschaft mit den Unternehmen und eine Co-Management-Ideologie entwickelt hat.

In Deutschland besteht somit das Problem, basisorientierte Gewerkschaften zu schaffen. Einerseits hat die Linke die Niederlage im deutschen Faschismus (1933 - 1945) dahingehend interpretiert, dass die Einigkeit absolut notwendig und Zersplitterung schaedlich ist, und dass dies automatisch Einheitsgewerkschaften bedeutet. Andererseits fehlt z.Z. auch die Kraft, Basisgewerkschaften zu schaffen,und es gibt gesetzliche Zwänge und Hürden. Des weiteren hat das reiche Deutschland noch soviel zu verteilen, dass soziale Konflikte z.Z. nur auf niedrigem Niveau stattfinden.

Zu 1

Aus dem Vorhergesagten ergibt sich, dass die Bedingungen fuer die Entstehung einer unabhaengigen, radikalen, antikapitalistischen und klassenbewussten Arbeiterorganisation/Gewerkschaft denkbar schlecht sind. Somit bleibt in Deutschland z.Z. nur der Weg, innerhalb der Gewerkschaften oder daneben Basisorganisationen oder Stroemungen zu bilden. Durch Vernetzung und gemeinsames Handeln können angesichts der gegenwärtigen Krise Bildungsveranstaltungen, öffentliche Aktionen, Flugblattverteilungen, Unterstützung von (selbstaendigen) Kämpfen neue Erfahrungen gemacht, Inhalte vermittelt und Beispiele gegeben werden, die die gegenwärtige Gesellschaftsordnung in Frage stellen und eine soziale bzw. sozialistische Neuorientierung nicht ausschließen. Ausserdem ist unabdingbar, eine gaenzlich andere Art von Internationaler Solidaritaet und Internationalismus zu entwickeln.

In Deutschland koennte eine basisorganisierte, antikapitalistische, klassenorientierte und internationalistische Gewerkschaft die Debatte um diese Fragen initiieren bzw befluegeln und auch einiges bewegen, obwohl sie mit einer Gegnerschaft aus Unternehmern, Politik und staatstragenden Gewerkschaften rechnen rechnen muss. BaSo tritt fuer eine solche Gewerkschaftsbewegung ein und arbeitet in diesem Sinne mit anderen Gleichgesinnten im In- und Ausland zusammen.

Zu 2

Wie schon beschrieben, besteht in Deutschland das Problem, alternative, basisorientierte Gewerkschaften zu schaffen. Die basisorientierten Gruppen und Stroemungen (z.Z. also nicht Gewerkschaften), zu denen auch BaSo (siehe www.baso.info) gehört, sollten bzw. haben folgende Positionen und Aktionsfelder:

Sie können als ArbeitnehmerInnen, Arbeitslose, prekär Beschäftigte, illegal lebender ImmigrantInnen solidarisches, gemeinsam handeln.

Sie sollten als z.B. Arbeitnehmer interprofessionell (berufs- und spartenuebergreifend) und auch als Arbeitslose gemeinsam organisieren.

Sie müssen sich der kapitalistischen neoliberalen Unternehmer- und Managerphilosophie, die eine kollektive Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben, sowie ein weltweiter Unterbietungswettbewerb im Rahmen der so genannten Globalisierung und Standortkonkurrenz bedeutet, entgegenstellen. Neoliberales, kapitalistische Handeln geht insbesondere auf Kosten der Kolleginnen und Kollegen in den weniger entwickelten Ländern. Dem gilt es entgegenzutreten sowohl bezogen auf die herrschende Ideologie als auch im praktischen Handeln. Dazu gehoert auch der Kampf gegen die Privatisierung von Dienstleistungen und Ressourcen.

Dazu bedarf es Bündnisse mit den jeweils schon existierenden Gruppen und Kulturschaffenden, sowohl im eigenen Land als auch international.

Die ökologische Frage ist als wichtiger Bestandteil der Arbeit mit einzubeziehen. Sie hat eine Dimension angenommen, die eigene Anstrengungen auf diesem Feld erforderlich macht.

Zu 3

In Europa sollte die Unterstuetzung der am stärksten der Krise Betroffenen wie Griechen, Spanier, Portugiesen u.a., und den akut betroffenen Sektoren wie Autobauern, alternativen Energiespartenschäftigten, in sozialen und öffentlichem Dienst Beschäftigten (Krankenhäusern, Altenpflege, zum EU-Wasserprojekt) organisiert werden. Der offiziellen Krisendemagogie und Politik, auch die der deutschen Gewerkschaften, die sich auf ein Bündnis mit der Regierung eingestellt haben, muss argumentativ entgegentreten werden.
Dabei sollten wir in Europa insbesondere die lateinamerikanischen Erfahrungen einbeziehen.

Zu 4

Geeignete Mittel sind (internationale) Treffen, Konferenzen, Seminare auf Basisebene (Branchen, politische Gruppen/Bewegungen, Aktive gegen punktuelle Missstände), sowie Vernetzung und Koordinierung. Die daraus resultierenden Ergebnisse bzw. Überlegungen sollten auf vielfältige Weise publiziert werden, dazu gehören die Internetmedien aber verstärkt auch konventionelle, klassische Publikationen wie Flugblätter (auch vor den Betrieben), Zeitungen, Aufkleber etc. Insbesondere sollten laufende Veranstaltungen, (Partei)Konferenzen usw., die die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich ziehen etc. genutzt werden: Treffen der verhassten Superreichen und Politiker in Davos, Sozialforen, Aktion in Hamburg mit Blockade der Elbe.

Basisinitiative Solidarität
Wuppertal im Februar 2013

www.baso-news.de

____________________________




http://www.baso-news.de/Baso/Texte/anno/Baso_Paris_italienisch.pdf



http://www.baso-news.de/Baso/Texte/anno/Baso_Paris_Espanol.pdf



http://www.baso-news.de/Baso/Texte/anno/Baso_Paris_English.pdf






Position BaSo zu den Fragen für die Tagung 22.-24.März 2013 in Paris


 
vorige News
zurück zur Übersicht                              nächste News